Montag, 05. Juli 2010 10:45

Versteckter Ausbau beim Flugplatz

Flugplatz/Pistenverlängerung - Trotz Mediationsergebnisse und der klaren Signale der letztjährigen Volksabstimmung bemüht sich die Wirtschaftslobby unermüdlich um einen etappenweisen Ausbau des Bozner Flugplatzes. Dass ein Ausbau auf dem Rücken und der Geldtasche aller SüdtirolerInnen stattfinden soll, wird leider weiterhin geflissentlich verschwiegen.
Angesichts der neuesten Ankündigungen rund um die Verlängerung der Piste am Bozner Flugplatz kommt der Dachverband für Natur- und Umweltschutz nicht umhin die politischen Entscheidungsträger an grundlegende Entscheidungen und Vereinbarungen der letzten Jahre zu erinnern. Bei der von der Politik sehr stark forcierten Mediation wurde eine Pistenverlängerung ausgeschlossen, nur allfällige "Sicherheitsanpassungen" sollten vorgenommen werden. Nun wird eben die anstehende Pistenverlängerung unter dem Deckmantel der "Sicherheitsanpassungen" doch durchgeführt.

Bei der im letzten Jahr durchgeführten Volksabstimmung haben sich trotz massiver Verunsicherung seitens der Politik 114.000 (!) Südtiroler WählerInnen dafür ausgesprochen, keinen Cent aus dem öffentlichen Haushalt für die Defizit-Infrastruktur Flugplatz Bozen auszugeben. Wie erklärt der zuständige Landesrat diesen BürgerInnen den anhaltenden Millionenregen für den Flugplatz? Wie werden diese Ausgaben in öffentlichem Interesse gerechtfertigt, wenn die Allgemeinheit neben den gesundheitlichen auch zusätzliche finanzielle Belastungen zu ertragen hat?
Es ist schlicht unseriös, mit welchen Zahlen die Wirtschaft versucht, den Ausbau des Bozner Flugplatzes schönzureden. Die Behauptung des Herrn Staffler im Interview mit dem Alto Adige, die eine Verdoppelung des Flugverkehrs in den nächsten 10-15 Jahren prognostiziert, basiert, wie er selbst sagt, auf dem internationalen Flugverkehr. Bozen ist und wird immer - auch nach einem Ausbau - ein kleiner, topografisch ungünstig gelegener, regionaler Zubringerflugplatz bleiben. Ab 2012 werden die Fluggesellschaften zudem von der Europäischen Union aufgrund der Klimaschutzrichtlinien kräftig zur Kasse gebeten. Ob diese überoptimistischen Zuwachszahlen dann wirklich eintreten, darf mehr als bezweifelt werden.
Der Verweis auf den Veroneser Flughafen Valerio Catullo und der Fluglinie Ryan Air ist zudem recht ungünstig gewählt, spricht man doch immer von internationalen Top-Managern, führenden Wissenschaftlern sowie Qualitätstouristen, welche man über den Flugplatz Bozen nach Südtirol holen möchte. Mit einem Low-Cost-Carrier sind diese Personengruppen sicherlich nicht prioritär anzusprechen.
Die Unternehmer Repetto und Staffler können den Flugplatz Bozen immer noch privat finanzieren, wenn sie glauben, dass sich dieser auch nur irgendwann wirtschaftlich rentieren würde. So aber muss die Allgemeinheit weiterhin die jährlichen Verluste in Millionenhöhe tragen, damit einige Wenige von und nach Bozen fliegen können.

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