Speicherbecken: Zuerst reden und dann planen
Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz setzt sich derzeit mit verschiedenen Speicherbeckenprojekten auseinander. Dazu gab es ein Expert:innengespräch mit Frau Prof. Carmen de Jong von der Universität Straßburg, wo über Vor- und Nachteile und über die korrekte Vorgehensweise bei der Planung von Speicherbecken nachgedacht wurde.
„Eine planerische und politische Vorgehensweise, wie sie beispielsweise in Kaltern passiert ist, wird von uns nicht akzeptiert,“ erklärt der Präsident des Dachverbandes Josef Oberhofer die Position des Dachverbandes und fügt hinzu: „Zuerst braucht es eine offene und breite gesellschaftliche Diskussion, erst danach kommen aus unserer Sicht die politischen, planerischen und finanziellen Überlegungen.“
„Bei den Speicherbecken in Altenburg wurde das Pferd von hinten aufgezäumt,“ so beschreibt der Geschäftsführer des Dachverbandes Hanspeter Staffler das Ergebnis seiner Recherchen. Als Folge eines plötzlichen Geldregens wurde vom Beregnungskonsortium eine Projektidee aufgelegt, ohne vorher mit den Bürgerinnen und Bürgern zu reden und ohne sämtliche Risiken, die mit einem Bau zusammenhängen, zu vertiefen.
Frau Prof. Carmen De Jong warnt auch vor übertriebenen Erwartungen: „Speicherbecken können manchmal hilfreich sein, aber oftmals besteht das Risiko, dass ökologische und gesellschaftliche Nachteile weit größer sind als die erhofften Vorteile der Landwirtschaft.“ Besonders die Hydrologie und Hydrogeologie, das ist die Lehre der ober- und unterirdischen Wasserläufe, müsse viel genauer studiert werden. Es sei nämlich schon passiert, dass Quellen unterhalb eines neu errichteten Speicherbeckens in kürzester Zeit ausgetrocknet sind.
Der Dachverband macht sich stark für transparente Verfahren in nachvollziehbaren Schritten, wo zuerst wesentliche Fragen wissenschaftlich zu klären sind, um dann vielleicht am Ende die Standortsfrage zu lösen. „Dass beispielsweise wertvoller Buchenwald, welcher der Kalterer Bevölkerung gehört, geopfert werden soll, kommt für uns nicht in Frage,“ erklärt Josef Oberhofer. Wenn es nach Abwägung aller Vor- und Nachteile doch zum Bau der Speicherbecken in Kaltern kommen sollte, dann mögen die Projektbetreiber Standorte auf landwirtschaftlichem Grund vorschlagen.