Verbesserung der Natura 2000-Gebiete ist Pflicht
Die Landesregierung beschließt die Wiederherstellung geschädigter Natura 2000-Gebiete, Bauernorganisationen und so manche Gemeinde laufen Sturm: Die aktuell landauf landab geführte Debatte zeigt leider eindrücklich, wie in Südtirol mit den von der EU vorgeschriebenen Schutzgebieten umgegangen wird – und was man vom auf europaweiten Verschlechterungsverbot hält.

Noch einmal: Der Beschluss der Landesregierung tut nichts anderes, als die von der EU geforderte Regeneration geschädigter Schutzgebiete nachzuvollziehen. Allerdings wollten und wollen sich weder die Landwirtschafts- noch die Tourismusindustrie an die Natura 2000-Vorgaben halten, auch wenn Ökolog:innen seit Jahrzehnten warnen, dass Südtirol auf weiten Flächen die Natura 2000-Vorgaben der EU schlichtweg nicht einhalte.
Ein Beispiel dafür ist die Gülle, die jährlich auf ehemals blumenreichen Bergwiesen – auch solchen in Natura 2000-Gebieten – ausgebracht wird. Die Wiesen verfetten und verkümmern in wenigen Jahren, Schmetterlinge, Wildbienen und Vögel verschwinden. Jahr für Jahr erhält der Dachverband für Natur- und Umweltschutz haufenweise Reklamationen entsetzter Bürger:innen, etwa über die Gülleausbringung auf den Armentarawiesen im Gadertal.
Dass unsere Bergwiesen zu Gülleentsorgungsflächen degradiert werden, hängt damit zusammen, dass die Milchwirtschaft mittlerweile über die Hälfte ihrer Futtermittel aus Italien, Europa und Übersee importiert. Die Güllegruben vieler Betriebe laufen daher über, es braucht Entsorgungsflächen und weil die Talwiesen mit Nährstoffen übersättigt sind, wird auf die Bergwiesen ausgewichen. Unser einzigartiges Natur- und Kulturerbe kollabiert innerhalb weniger Jahre, übrig bleiben eintönige Grünflächen.
Daher spricht sich der Dachverband vehement gegen das Natura 2000-Bashing aus, das derzeit betrieben wird. Es ist offensichtlich, dass die derzeitige Krise in der Berglandwirtschaft das Ergebnis einer fehlgeleiteten – weil auf Futtermittelzukauf angewiesenen – Landwirtschaftspolitik ist. Diese ist daher gefordert, Lösungen anzubieten. Südtirols Natura 2000-Gebiete brauchen erst einmal Erholung.
Foto: Prader Sand/HPStaffler