Startseite
Medien
News & Pressemitteilungen
Tourismuspolitik ist Verkehrspolitik
30. April 2025

Tourismuspolitik ist Verkehrspolitik

Was die Tourismusindustrie frohlocken lässt, bringt Südtirols Straßen zum Ächzen und die Ortszentren zum Stöhnen. Mehr Ankünfte bedeuten mehr Verkehr bei der An- und Abreise und mehr Binnenverkehr. Mehr Übernachtungen bedeuten mehr Stress für Südtirols Bevölkerung, weil Städte und touristische Hotspots völlig überfüllt sind und den normalen Alltag der hier lebenden Menschen erschweren.

strasse-autogriseldisdietl.jpg

Waren es im Jahr 2000 noch 4,1 Mio. Ankünfte, darf sich die Tourismusindustrie nun über 8,7 Mio. freuen. Dabei handelt es sich um eine Verdoppelung der Ankünfte innerhalb von 24 Jahren, was auch eine Verdoppelung des An- und Abreiseverkehrs bedeutet. Dazu gesellt sich noch der touristische Binnenverkehr, weil Südtirols Hotspot-Tourismus die Tourist:innen einlädt vom Meraner Trauttmansdorff zum Kalterer See, vom Pragser Wildsee zum Ötzi und von den Dolomitenpässen zur Seiser Alm zu pendeln und das alles mit dem eigenen PKW.
Zugenommen haben auch die Übernachtungen, waren es im Jahr 2000 noch 23 Mio., so waren es im Jahr 2023 ungefähr 36 Mio. und im vergangenen Jahr 2024 bereits über 37,1 Mio. Die Anzahl der Übernachtungen pro Einwohner und Jahr beschreibt die Tourismusintensität oder den touristischen Dichtestress für die ansässige Bevölkerung. „Dichtestress bedeutet in diesem Zusammenhang die psychische Belastung der einheimischen Bevölkerung durch zu viele anwesenden Personen“, erklärt der Geschäftsführer des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz Hanspeter Staffler den Begriff.
Südtirol hatte im Jahr 2023 bei 533.000 Einwohnern einen Tourismusintensität von 67, im Jahr 2022 lag diese Zahl noch bei 65 und damit an vierter Stelle des Rankings der meistbesuchten Regionen in der EU. Im Jahr 2024 erreichte das Land eine Tourismusintensität von 70. Damit liegt Südtirol europaweit auf Platz drei nach der Südlichen Ägäis (110) und den Ionischen Inseln (81) aber noch weit vor dem Bundesland Tirol mit einer Tourismusintensität von rund 50.
Südtirols Landesregierung hat in den vergangenen 10 Jahren die IDM-Tourismusabteilung mit dermaßen viel Steuergeld vollgepumpt, dass das IDM-Marketing im In- und Ausland jeden Stein umdrehte. Diese aggressive Tourismuswerbung ist laut aktuellen ASTAT-Zahlen von Erfolg gekrönt, die Tourismusindustrie jubelt, Südtirols Bevölkerung aber leidet massiv unter Wohnungsnot, Verkehrsinfarkten und Dichtestress in den Ortszentren.
Für den Dachverband für Natur- und Umweltschutz ist das Fass endgültig voll, mehr Tourismus ist für Land und Leute ungesund. „Bisher hat die Tourismuspolitik der Landesregierung jedes Jahr ins Wachstum der Tourismusindustrie investiert und dabei die Bedürfnisse der hier lebenden Menschen zu wenig beachtet, das muss sich ändern“, sagt die Vorsitzenden Elisabeth Ladinser und fügt hinzu, dass „wir für einen Tourismus in Maßen anstatt in Massen plädieren“!

Weitere Pressemitteilungen

Zur Übersicht