Mittwoch, 09. Juli 2003 14:24

Kühne Erschließungspläne

Keine Sommerpause für skitechnische Erschließungspläne  - Trotz tropischer Temperaturen dreht sich die skitechnische Erschließungsspirale in Südtirol munter weiter. 36 Gemeinden haben termingerecht ihren Wunschkatalog zur Überarbeitung des Fachplanes Aufstiegsanlagen und Skipisten eingereicht. Das Referat für Natur und Umwelt im AVS und der Dachverband für Natur- und Umweltschutz wollen wissen, was, wo, wie viel geplant ist – und wo die "Alternativen" bleiben.

Bei den derzeit herrschenden Außentemperaturen denkt niemand in Südtirol an Schnee, geschweige denn an Skifahren – möchte man meinen. In manchen Südtiroler Gemeindestuben ist das anders. Da werden kühne Erschließungspläne für die kalte Jahreszeit geschmiedet.

Der Fachplan Aufstiegsanlagen und Skipisten wurde im Herbst 1999 mit einer Wirkungsdauer von 10 Jahren von der Südtiroler Landesregierung genehmigt. Nun steht der Plan nach rund 3-jähriger "Schonfrist" zur Überarbeitung an.

In den Gemeinden wird eifrig an Ergänzungen, Erweiterungen, Abänderungen, Richtigstellungen(,) usw. des Fachplans gebastelt. Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe beschäftigt sich derzeit mit den weit über 40 Anträgen aus 36 Gemeinden. Im Herbst entscheidet die Landesregierung über die einzelnen Projekte.

Die Gemeinde Sexten z.B. plant eine Skiverbindung über die Grenze hinüber nach Sillian in Osttirol. Die Gemeinden Sterzing und Brenner wollen Ladurns und Rosskopf zusammenschließen. (In) Sulden strebt hinauf bis fast zu den Viertausendern, in Tarsch bei Latsch soll man zukünftig bis zu den Äpfelbäumen abfahren können. In Mühlbach, (Meransen und) in Passeier, im Ahrntal und im Gadertal usw. (usw.) – überall wird geplant, gedacht, gezeichnet, gerechnet. Es entsteht der Eindruck einer regelrechten Erschließungs - "Goldgräberstimmung". Trotz prognostizierter Klimaveränderung, drohendem Gletscherschwund und Erhöhung der Schneegrenze(,) wird der harte skitechnische Wintertourismuskurs in Südtirol massiv fortgesetzt. Schneller, höher, teurer – das ist die Devise. Von Alternativen, von sanftem Tourismus und ökologischem Marketing, von „Langsamkeit“ und Qualitätstourismus, von Familienfreundlichkeit und Besinnlichkeit, von Nachhaltigkeit usw. (usw.) wird nicht (viel) gesprochen – leider.

Das Referat für Natur und Umwelt im AVS und der Dachverband für Natur- und Umweltschutz wünschen sich von den (Verbänden) Skigesellschaften, Gemeinden und von den politischen Entscheidungsträgern Transparenz und Gesprächsbereitschaft über Geplantes und Gedachtes. Auch sollte die betroffene Bevölkerung entsprechende Informationen einfordern und (wir) alle sollten nachdenken, was das Gegenteil von schneller, höher, lauter, teurer ist.

Kühnen Erschließungsplänen im heißen Sommer werden heiße Entscheidungen im kühlen Herbst folgen.

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