Offener Brief: Sehr geehrter Herr Landeshauptmann, sehr geehrter Herr Wirtschaftslandesrat, Dr. Arno Kompatscher

Als Vorsitzender des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz möchten ich Ihnen die Flugplatzproblematik einmal aus der Sicht des Sachverständigenrates der Wirtschaftsweisen, welche die deutsche Bundesregierung berät, übermitteln. Dieser Sachverständigenrat besteht aus folgenden Personen: Christoph M. Schmidt (Präsident des RWI in Essen), Isabel Schnabel (Professorin an der Johann-Gutenberg-Universität Mainz), Volker Wieland (Professor an der Goethe-Universität Frankfurt) und Lars P. Feld (Professor an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg). Er stellt Folgendes fest:

A22/Tempo 100 - Handelskammer-Präsident Michl Ebner spricht sich dezidiert gegen eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 100 km/h auf der Brennerautobahn aus und spricht von flexiblen Geschwindigkeitsanpassungen um die ab kommendem Jahr geltenden Stickoxid-Grenzwerte einhalten zu können. Fakt ist aber, dass auch ein ganzjährig verordnetes Tempo 100 auf der A22 alleine nicht ausreichen wird, um die ab Januar 2015 geltenden Stickoxid-Grenzwerte einzuhalten. Vielmehr wird es ein ganzes Bündel an Maßnahmen brauchen, um die geltenden Grenzwerte einzuhalten. Gelingt dies nicht, wird die europäische Union ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Italien eröffnen und Strafzahlungen verhängen. Ob dies für die Wirtschaft die sinnvollere Alternative zu 8,5 Minuten Fahrzeitverlängerung auf dem Südtiroler Anteil der Brennerautobahn sind, darf bezweifelt werden.

Broschüre/Bio-Lebensmittel - Parallel zur derzeit laufenden Biolife-Messe stellt der Dachverband für Natur- und Umweltschutz seine neue Broschüre zum biologischen Landbau vor, die sich vor allem an den Konsumenten richtet. Neben einer kurzen Einführung in die biologischen Landwirtschaftsformen in Südtirol beleuchtet diese Broschüre den qualitativen Aspekt von biologisch produzierten Lebensmitteln wie ebenso die Auswirkungen auf die Gesundheit, die Vorteile im Bereich der Tierhaltung sowie des Umweltschutzes. Auch die sozialen Leistungen der biologischen Landwirtschaft werden aufgezeigt. Und zu guter Letzt räumt die Broschüre auch mit den weit verbreiteten Vorurteilen zu Biolandwirtschaft und deren Produkten auf. Die Broschüre ist unter www.umwelt.bz.it/publikationen/weitere-publikationen.html zu beziehen.

Aussprache/Landeshauptmann - Am 31. Oktober trafen sich Vertreter des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz mit Landeshauptmann Arno Kompatscher zu einer Aussprache. In erster Linie wurden dabei die Ausrichtung und Zielsetzung der neuen Landesregierung in Sachen Infrastrukturprojekte besprochen. Erörtert wurden dabei Autobahn, Brennerbasistunnel, Flugplatz und verschiedene Projekte zur Aufwertung des regionalen Schienenverkehrs. Wichtig waren für den Dachverband für Natur- und Umweltschutz auch die immer noch viel zu spärlich umgesetzten Sofortmaßnahmen zum Gesundheitsschutz entlang der Verkehrsachsen.

Automatisierte Konzessionsverlängerungen und Ausbau ohne existierenden Gewässerschutzplan - Gestern wurden die neuen Genehmigungskriterien für kleine und mittlere Wasserkraftwerke der Öffentlichkeit vorgestellt. Unter anderem sollen kleine Konzessionen automatisch verlängert werden, wenn es keine „Kontraindikationen“ gibt. Bei mittleren Anlagen können zukünftig im Allgemeininteresse Ableitungen ausgebaut werden. Zwar wird auch erwähnt, dem Gewässerschutz mehr Gewicht einräumen zu wollen, die Realität sieht aber anders aus. Der seit April 2010 im Wassernutzungsplan vorgeschriebene Gewässerschutzplan fehlt nach wie vor. Die politische Priorität zwischen Nutzung und Schutz unserer Gewässer scheint damit klar. Daher fordert der Dachverband für Natur- und Umweltschutz die schnellstmögliche Realisierung eines Gewässerschutzplanes, der diesem Namen auch gerecht wird, bevor Konzessionen automatisch verlängert, bzw. Anlagen ausgebaut werden.

Benefiz-Kunstauktion für den Naturschutz - Die Benefiz-Kunstauktion des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz am Freitag, den 10.10.2014 war ein gelungener Abend. Rund 150 Personen genossen einen kulinarisch und musikalisch sehr angenehm eingerahmte Veranstaltung. Über ein Drittel der Werke fanden bereits während der Veranstaltung einen neuen Besitzer, die restlichen Werke finden sich in der Online-Kunst.Natur-Galerie auf:  www.umwelt.bz.it/aktuelles/kunst-trifft-natur-arte-incontra-la-natura.html und stehen weiterhin zum Verkauf.

TRANSIT-Graffiti-Wettbewerb -   Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz verwandelte den Bozner Kornplatz Anfang Oktober in einen Tummelplatz für Graffiti-Künstler zum Thema Transit. In den vergangenen zehn Tagen konnte die Öffentlichkeit das schönste und passendste Graffiti auf www.umwelt.bz.it/transit-graffiti.html wählen. Innerhalb dieser Zeit wurden über 800 Stimmen online abgegeben. Die Künstler der drei meist gewählten Graffitiwerke wurden nun abschließend prämiert.

KUNST.TRIFFT.NATUR/Auktionsabend -  Am kommenden Freitag, den 10.10.2014 organisiert der Dachverband für Natur- und Umweltschutz einen Benefiz-Auktionsabend zugunsten der verschiedenen Projekte des Dachverbandes, die der Erhaltung unseres Lebensraumes dienen. Über 70 Südtiroler Künstler/innen haben knapp hundert Werke gespendet, die am Freitag mit Beginn um 19 Uhr im Foyer des Waltherhauses für diesen guten Zweck versteigert werden.

Seilbahn Brixen/Windpark Brenner -  Nachdem sich weder die von der Fa. Leitner vorgeschlagene 3S-Seilbahn vom Brixner Bahnhof nach St. Andrä noch das Windkraftprojekt am Sattelberg durchsetzen konnten, hat Herr Seeber in der Samstag-Ausgabe der Tageszeitung Dolomiten zu einem verbalen Rundumschlag ausgeholt und all diejenigen, die gegen seine beiden Vorhaben entschieden haben, als „Neider und Missgünstige“ bezeichnet. Als Vorsitzender des Dachverbands für Natur- und Umweltschutz möchte ich dazu Folgendes feststellen:

1. Der Dachverband hat sich gegen beide Projekte ausgesprochen, weil seiner Meinung nach in beiden Fällen die Nachteile größer als die Vorteile gewesen wären und nicht, weil die Projekte von Herrn Seeber bzw. seiner Firma stammten. Hier fühlt sich Herr Seeber völlig zu Unrecht persönlich angegriffen.

Staatsrat bestätigt Urteil des Bozner Verwaltungsgerichts - Der umstrittene Windpark am Sattelberg in der Gemeinde Brenner kann nicht gebaut werden. Der Staatsrat in Rom bestätigte in zweiter Instanz das Urteil des Bozner Verwaltungsgerichts, welches bereits im Jahr 2012 den Rekursen der Umweltverbände gegen den geplanten Windpark stattgegeben hatte. Die Allianz aus Dachverband und Alpenvereinen zeigt sich in einer gemeinsamen Pressekonferenz erfreut über diese Entscheidung.

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