Montag, 24. Februar 2014 12:06

Wohl eher Pseudo-Müllverbrennungsofen

Müllverbrennungsanlage/Betriebsstörungen - Nachdem sich Bozens Bürgermeister mit seiner sehr spekulativen Täter-Hypothese zum Sabotage-Verdacht am Bozner Müllverbrennungsofen bereits letzte Woche lächerlich gemacht hat, schließen nun Techniker und Führungskräfte des Landes Sabotage aus. Fakt bleibt, dass es in der kurzen Betriebszeit des Müllverbrennungsofens mittlerweile vier schwerwiegende Vorfälle in der Betriebsführung gegeben hat. Fakt bleibt, dass der Müllverbrennungsofen aufgrund der Überdimensionierung nach wie vor nicht ausgelastet ist und weitere Betriebsstörungen damit vorprogrammiert sind.


Für Bozens Bürgermeister Luigi Spagnolli mussten hinter der vermeintlichen Sabotage am Bozner Müllverbrennungsofen „Pseudo-Umweltschützer“ stecken. Anders konnte sich Spagnolli nicht erklären, wie es zu der schwerwiegenden Störung kommen konnte. Beunruhigenderweise wurde dabei von offizieller Seite versichert, dass während der Abschaltung „nur wenige gemessene Schadstoffe über den gesetzlichen Grenzwerten lagen“. Nun erklären Techniker und Führungskräfte des Landes, dass sie eine Sabotage an der Anlage aber ausschließen würden. Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz ist gespannt, wen der Bozner Bürgermeister jetzt für die Betriebsstörung verantwortlich macht. „Pseudo-Ingenieure“, die bei Dimensionierung, Planung, Bau und Betrieb gepfuscht haben? Oder „Pseudo-Politiker“, die wider besseren Wissens Entscheidungen zu Planung, Bau und Finanzierung einer überdimensionierten Anlage getroffen haben?
Ganz real ist hingegen die Tatsache, dass sich am Bozner Müllverbrennungsofen mittlerweile vier schwere Störungen, die bekannt wurden, ereignet haben. Für die kurze Betriebszeit von wenigen Monaten und für eine Anlage, die immer wieder von den zuständigen Politikern als modernste in ganz Europa angepriesen wurde, ist dies doch sehr bedenklich. Vor allem die letzte automatische Abschaltung aufgrund der zu niedrigen Temperaturen wird auch in Zukunft nur schwer in den Griff zu bekommen sein. Zum einen fehlt der überdimensionierten Anlage schlicht und einfach ausreichend Brennstoff in Form von Müll. Zum anderen setzt sich der Restmüll, der angeliefert und in der Anlage verbrannt wird, großteils aus nicht brennbaren Fraktionen zusammen, nachdem – sinnvollerweise! – durch die Wertstoff-Sammlung heizwertreiche Fraktionen wie Papier, Karton und vor allem Plastik getrennt gesammelt werden.
Durch die neue Abfallbewirtschaftungs-Richtlinie der EU wird die Wertstoff-Sammlung noch weiter steigen und der Anteil des Restmülls weiter sinken und einen noch geringeren Brennwert haben.

Wann wird der Abfallbewirtschaftungsplan des Landes Südtirol an die aktuelle Realität angepasst? Wie sieht das Betriebskonzept des Müllverbrennungsofens in den kommenden Jahren aus? Wie sollen zukünftig schwerwiegende Störungen mit Grenzwertüberschreitungen am Ofen vermieden werden? Bleibt der Müll-Import weiterhin verboten?
Antworten auf diese Fragen sind die Verantwortlichen nicht nur dem Dachverband für Natur- und Umweltschutz, sondern in erster Linie der betroffenen Bevölkerung schuldig.

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