Mittwoch, 26. Mai 2004 08:09

Nachhaltigkeit hat viele Gesichter

Nachhaltigkeit ist ein zu wichtiges Thema, als dass man es isoliert betrachten könnte. - Das haben elf verschiedenartige Südtiroler Organisationen eindrucksvoll bewiesen, als sie gemeinsam mehr Nachhaltigkeit forderten. Der Begriff Nachhaltigkeit stammt aus der Forstwirtschaft und bedeutet, ein Waldgebiet so zu nutzen, dass seine Erneuerung und sein Fortbestand gewährleistet sind. Diese Grundidee ist auch auf alle anderen Lebensbereiche anwendbar. Die Zugänge der einzelnen Verbände zu mehr Nachhaltigkeit sind so unterschiedlich wie die Verbände selbst: maßvoll konsumieren, Energie sparen, Frieden fördern, Heimat schützen oder pflegen, solidarisch sein – das sind verschiedene Wege, die aber alle ein Ziel haben, nämlich zu mehr Nachhaltigkeit zu gelangen.

Als nächster Schritt soll nun der Dialog mit Verwaltung, Politik und Wirtschaft gesucht werden. Denn Nachhaltigkeit können wir nur erreichen, wenn alle zusammenarbeiten – zum gemeinsamen Nutzen aller Beteiligten.

Den Anstoß zur Nachhaltigkeits-Diskussion gab ein ausführliches Dokument von Konrad Stockner über „Nachhaltigkeit für Südtirol“, das auch im Anhang verfügbar ist.

STELLUNGNAHMEN (zusammengefasst)

Dachverband für Natur- und Umweltschutz / Roman Zanon

Unser Wirtschaftssystem ist in keiner Weise nachhaltig. Unser Energieverbrauch ist ins Unermessliche gewachsen, das Kyoto-Protokoll in weite Ferne gerückt. Als konkrete Maßnahme ist der Straßenbau zu stoppen und der öffentliche Nahverkehr massiv auszubauen.

Heimatpflegeverband Südtirol / Peter Ortner

Nachhaltigkeit muss lokal und global umgesetzt werden. Lokal haben wir die Grenzen des Erträglichen schon lange überschritten: wir sind ein Land der Bagger, zersiedelt, in unserer Landwirtschaft haben Pestizide, Meliorierungen und Trockenlegungen einen noch zu hohen Stellenwert. Der Nachhaltigkeitsgedanke muss von allen mitgetragen werden, deshalb ist eine Zusammenarbeit von Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialverbänden von grundlegender Bedeutung.

Italia Nostra / Nicola Angelucci

Nachhaltigkeit braucht Zusammenarbeit. Es ist unerlässlich, dass Umweltverbände und Landesämter eng zusammenarbeiten und einen regen Austausch pflegen.

Alpenverein Südtirol / Thomas Schmarda

Nachhaltigkeit beinhaltet ein breitgefächertes Themenspektrum. Für uns ist besonders der Erhalt der alpinen Landschaft ein zentrales Anliegen. Gerade bei Skipistenerweiterungen und neuen Verbindungen ist mehr Bescheidenheit und weniger Glaube an ungehemmten Wachstum angesagt. Öffentlicher Verkehr ist für uns ein wichtiges Thema, das wir etwa mit dem Projekt „Wandern ohne Auto“ unterstützen. Zu diesem gibt es übrigens eigene Broschüren.

Club Alpino Italiano / Franco Capraro

Wir müssen Nachhaltigkeit tief in unseren Herzen verankern. Vor allem für junge Menschen sollte Nachhaltigkeit ein Lebensprinzip werden. Konkret müssen wir den Gedanken der Nachhaltigkeit immer wieder an jene herantragen, die auch Entscheidungen treffen, also an Beamte und an politische Entscheidungsträger.

Verbraucherzentrale Südtirol / Maria Federspiel

Information und Schutz des Konsumenten schließt Nachhaltigkeit mit ein: Verkehrsverminderung bringt gute Luft, nachhaltige Landwirtschaft bringt gutes Essen usw. Wir haben einen von uns vergebenen Preis, das „Goldene O.K.“, zuletzt an ein Secondhand-Projekt verliehen und damit ein deutliches Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft gesetzt.

Katholischer Verband der Werktätigen / Josef Stricker

In unserer Gesellschaft gibt es zwei Werte, die zu schwach sind: Solidarität und Nachhaltigkeit. Dann gibt es „starke“ Werte wie etwa Wirtschaftswachstum – dieser aber nur quantitativ, kaum qualitativ. Wir brauchen eine radikale Umkehr der Werte.

Südtiroler Schützenbund / Paul Bacher

Für uns Schützen sind der Schutz der Heimat und der Naturlandschaft wichtige Anliegen. Deshalb stehen wir voll hinter der Forderung nach mehr Nachhaltigkeit für Südtirol.

Initiativgruppe für eine lebendigere Kirche / Karl Trojer

Für uns ist der Friede ein zentrales Thema auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Es gibt verschiedene Meinungen, Ansichten, Lebensweisen. Ein friedvolles, rücksichtsvolles Zusammenleben im Kleinen und im Großen führt in letzter Konsequenz auch zu mehr Nachhaltigkeit.

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