Montag, 01. August 2016 14:57

Mit attraktiver öffentlicher Mobilität den Individualverkehr verringern

Dolomiten-Bahn/Überetscher Bahn -  Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz begrüßt die von der SAD-Spitze am vergangenen Freitag vorgestellten schienengebundenen Verkehrsvisionen ins Überetsch und in die Dolomiten. Selbstverständlich sind im Genehmigungsverfahren Ressourcen- und Landschafts-verbrauch sehr genau abzuwägen. Dennoch sind wir der Überzeugung, dass nur durch eine attraktive öffentliche Mobilität, die bei Fahrzeit, Komfort, Sicherheit und Kosten punkten kann, der überbordende Individualverkehr auf ein verträgliches Maß zurückgeschraubt werden kann.

Am vergangenen Freitag stellten die Spitzen der SAD Nahverkehrs-AG zwei Projekte zum Ausbau des schienengebundenen öffentlichen Nahverkehr vor: die bereits recht detailliert geplante und in ihren Grundzügen bekannte Überetscher Bahn sowie eine Studie zu einer Bahn von Bozen über das Schlerngebiet nach Gröden, Gadertal bis nach Cortina d'Ampezzo.


Dass die SAD für die Verbindung von Bozen ins Überetsch neuerlich auf eine schienengebundene Tram-Lösung setzt, freut den Dachverband für Natur- und Umweltschutz, hat er doch seit Beginn der Debatte um die Überetscher Bahn immer die Tram-Lösung gegenüber Seilbahn, Mini-Metro oder Metrobus favorisiert. Da auch in den drei Gemeinden Bozen, Eppan und Kaltern sowohl Politik als auch Bevölkerung mehrheitlich hinter diesem Projekt stehen, hoffen wir, dass durch den Impuls der SAD das Thema Tram auch wieder auf die Agenda der Landespolitik kommt.


Eine ganz andere Größenordnung ist hingegen die Idee der Dolomiten-Bahn, nicht nur was die notwendigen Investitionen anbelangt. Der von der SAD gemachte Vorschlag bettet die Bahn in ein größeres Verkehrskonzept ein, kombiniert geschickt neue Technologien von Flach- und Steigungsbahnen um den verschiedenen Ansprüchen von Pendlern und Gästen gerecht zu werden. Zudem deckt er mit der Trassenführung die touristischen Ballungsgebiete im Dolomitengebiet ab und kann so eine echte Konkurrenz zum Individualverkehr sein. Dies ist auch dringend nötig, denn das Gebiet rund um die Dolomiten erstickt förmlich im Verkehr. So kann und darf geplante Bahn nicht ein zusätzliches Verkehrsangebot darstellen, sondern muss das Auto (und das Motorrad!) ersetzen. Dies liegt im Übrigen ganz im Interesse des Betreibers, denn Bau und Betrieb dieser Bahn rechnen sich erst mit einer Passagierzahl von 6-7,5 Mio. Passagieren/Jahr.


Auch wenn der Dachverband der nun vorgestellten Studie einiges abgewinnen kann, werden wir selbstverständlich mit Argusaugen und zusammen mit den Umwelt- und Naturschutz-Organisationen vor Ort darauf schauen, dass das Projekt so landschafts- und umweltschonend wie nur möglich umgesetzt wird. Die Trasse verläuft entlang der Dolomiten-UNESCO-Weltnaturerbe-Stätten und eine Aberkennung dieses Titels aufgrund nicht naturverträglicher Planung möchte wohl niemand verantworten.


Zudem werden wir uns dafür einsetzen, dass mit der Fertigstellung dieser Bahn die damit erschlossenen Pässe für den Individualverkehr – mit genau definierten Ausnahmen – gesperrt  werden. Bis dahin braucht es eine stundenweise Schließung der Dolomitenpässe für den motorisierten Individualverkehr (sog. Zeitfenster statt einer Maut), um den Verkehrskollaps auf den Pässen entgegen zu wirken.

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