Freitag, 08. April 2016 10:00

Flughafen Bozen: Zahlenspiele von ABD verschleiern mehr als sie offenlegen

Zahlen und Fakten/Flughafen Bozen -  „Fair informieren“ und „klar die Fakten aufzeigen“ wollte heute der Präsident der Betreibergesellschaft des Flughafens Bozen (ABD), Otmar Michaeler, bei einer eigens einberufenen Pressekonferenz. Die Zahlenspiele von ABD verschleiern allerdings mehr als sie offenlegen. Und: Man kann jeder einzelnen Zahl auch ganz andere entgegensetzen.

Ein wichtiges Argument der heutigen Pressekonferenz waren die Kosten, die der Flughafen dem Land verursachen würde. Kosten, die ABD einzig und allein am öffentlichen Beitrag des Landes in Höhe von 2,5 Millionen Euro jährlich bis 2021 und danach 1,5 Millionen Euro festmacht. Nur: Diese Summe ist bei weitem nicht das, was Herr und Frau Südtiroler tatsächlich in den Flughafen stecken werden.


Vielmehr geht das Flughafenkonzept, das Teil des Landesgesetzes 60/2015 und damit auch Gegenstand der Volksabstimmung am 12. Juni ist, von fast 80 Millionen Euro aus, die an Investitions- und Betriebskosten bis 2035 anfallen. Davon übernimmt das Land zwar nur einen Teil in Form einer Subvention, für den Rest muss die Betreibergesellschaft ABD geradestehen. Sie ist eine Inhouse-Gesellschaft des Landes, gehört also zu hundert Prozent dem Steuerzahler. Das heißt, dass Kosten, die ABD zu tragen hat, aus Steuergeldern zu finanzieren sind. Und Schulden von ABD sind Schulden aller Südtirolerinnen und Südtiroler.
Auch bei den Flugbewegungen arbeitet ABD in der Kommunikation mit den beruhigendsten Zahlen. So kommt Michaeler in seiner Rechnung auf durchschnittlich zehn Flugbewegungen am Tag. Allerdings sind diese Bewegungen auf die Mindest-Passagierzahl von 170.000 gerechnet, während das ABD-eigene Flughafenkonzept 2021 bereits von rund 240.000 Passagieren ausgeht, im Jahr 2035 gar von 539.000. Damit würden sich die Flugbewegungen bereits verdreifachen.


Mehr noch: Weil gerade Charterflüge nicht auf die gesamte Woche gleichmäßig verteilt, sondern vor allem an Samstagen durchgeführt werden, sagt der auf die Woche gerechnete Durchschnitt wenig. Zu Spitzenzeiten müssten vielmehr vier bis fünf Flugbewegungen in der Stunde abgewickelt werden – samt der entsprechenden Lärm- und Emissionsentwicklung.


Die wurde heute systematisch kleingeredet. Die zusätzlichen Schadstoffe durch den Flugverkehr seien „unbedeutend“. Nur: Kann ein Mehr an Schadstoffen in einem ohnehin stark belasteten Gebiet wie dem Bozner Talkessel, Überetsch und Unterland wirklich „unbedeutend“ sein? Oder müssten nicht alle Anstrengungen in Richtung einer Verringerung der Lärm- und Schadstoffbelastungen gehen?


Gezielt Angst verbreitet wurde heute schließlich wieder mit dem Lieblingsargument der Flughafen-Befürworter: Wenn am 12. Juni das Nein gewinne, würde das Land jeglichen Einfluss auf den Flughafen Bozen verlieren. Das Gegenteil ist der Fall: In Rom wurden bereits die Weichen gestellt für einen Übergang des Flughafens an das Land. Es wäre demnach das Land, das über die Zukunft des Flughafens entscheidet. Und was das Schreckgespenst einer privaten Übernahme betrifft: Angesichts eines prognostizierten Defizits des Flughafens bis 2035 dürften die privaten Bewerber nicht unbedingt Schlange stehen.

Die „faire Information“, die sich der ABD-Präsident heute auf die Fahnen geschrieben hatte, war im Übrigen bereits gestern im Landtag von seinen Dienstherren unterlaufen worden. Dort hatte die Mehrheit verhindert, dass auch der geheime „Plan B“ für den Flughafen Bozen offengelegt würde. Die Mehrheit im Landtag hat offenbar Angst davor, den Südtirolerinnen und Südtirolern reinen Wein zum Flughafen Bozen einzuschenken. Wir sollen also ganz offensichtlich nur halb informiert über dessen Zukunft abstimmen und die Katze im Sack kaufen.

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